Details zum Kohle-Problem der Banken

Raiffeisen Bank International (RBI)

Kredite:

Von 2016, dem Jahr in dem der Nationalrat dem Pariser Klimaabkommen zustimmte, bis 2020 vergab die RBI Kredite im Wert von $ 1,981 Milliarden an 11 Kohleunternehmen, die in der Global Coal Exit Liste (GCEL) gelistet sind. Unter den Unternehmen befindet wie EPH, die z.B. drittgrößte Kohledrecksschleuder Europas betreiben [1]. Außerdem brachte die RBI Anleihen & Aktien in Höhe von $ 373,7 Millionen für 4 Kohleunternehmen an den Markt, darunter: CEZ, ENEL, EPH an den Markt [1].

Betrachten wir den Zeitraum seit dem Erscheinen des Special Reports des IPCC (Okt 2018) "1,5 °C GLOBALE ERWÄRMUNG" bis Okt. 2020, so vergab die RBI $ 1,098 Milliarden in Form von Anleihen oder Krediten an Kohleunternehmen der Global Coal Exit Liste.

Investitionen in Kohleunternehmen:

Dazu kommen noch die Investitionen in Höhe von $ 166,81 Millionen in Form von Anleihen und Aktien in Kohlefirmen, die die RBI selber an den Kohleunternehmen im Januar 2021 gehalten hat [2]. Darunter sind Konzerne die ihren Hauptsitz beispielsweise in Südafrika, Indien, Brasilien haben - der osteuropäische Fokus ist nicht erkennbar. Unter den Konzernen befinden sich z.B.
- Adani, der in Indien Wälder für neue Kohleminien abholzen lässt
- RWE, der aktuell die Niederlande wegen ihrem Kohleausstieg vor einem Schiedgesricht verklagt
- PGE, ein polnischer Konzern, der am liebsten bis 2070 Kohle abbauen und verbrennen würde [3]

Erste Bank:

Kredite:

Die Erste Group vergab $ 1,520 Milliarden an Krediten im Zeitraum 2016-2020 an die drei Kohlefirmen EPH, Glencore, MVM [1]!  Außerdem half sie EPH, CEZ, TAURON und Teplarna Otrokovice sich zu finanzieren, in dem sie deren Anleihen & Aktien im Wert von $ 506 Millionen auf den Markt brachte [1].

Betrachten wir den Zeitraum seit dem Erscheinen des Special Reports des IPCC (Okt 2018) "1,5 °C GLOBALE ERWÄRMUNG" bis Okt. 2020, so vergab die Erste Group $ 879 Millionen in Form von Anleihen oder Krediten an Kohleunternehmen der Global Coal Exit Liste.

Investitionen in Kohleunternehmen:

Zusätzlich war die Erste Group mit $ 108 Millionen im Januar 2021 selber in Anleihen und Aktien von Kohlefirmen der Global Coal Exit Liste investiert [2]. Darunter z.B.:

- Adani, bekannt durch seine Kohlemine in Australien oder für das Wälderzerstören in Indien für neue Kohleminen
- RWE, bekannt durch seine Klage gegen den Kohleausstieg der Niederlande vor einem Schiedsgericht
- Glencore, Mitbetreiber der größten Steinkohlemine in Lateinamerika 'Cerrejon' & größter weltweiter thermischer Kohleexporteur [5]

Zusammengefasst:

  • Seit dem Pariser Klimaabkommen bis Oktober 2020 finanzierten beide Banken Kohleunternehmen der GCEL mit $ 4 382 000 000
  • Seit dem Erscheinen des Special Reports des IPCC (Okt 2018) "1,5 °C GLOBALE ERWÄRMUNG" bis Oktober 2020 finanzierten die beiden Banken Kohlekonzerne der GCEL mit $ 1 976 000 000

Die neuen Richtlinien der Banken:

Die Richtlinie der Erste Group findest du hier (Richtlinie Frühjahr 2021):

  • Eine kurze Zusammenfassung:

    • Kohlekonzerne (Energieerzeuger, Minenbetreiber, Händler- & Infrastrukturbetriebe) müssen bis Ende 2023 einen Plan vorlegen, wie sie bis 2030 aus der Kohle aussteigen. Können sie das nicht, erhalten sie keine weitere Finanzierung (Anleihen & Kredite).

    • Die Bank steigt bis 2030 komplett aus der Finanzierung von Kohleunternehmn aus

    • Neue Kunden dürfen keinen größeren Anteil der Kohle am Unternehmensumsatz haben als 25% und müssen bis 2023 den Exit-Plan vorlegen.

    • Bestehende Konzerne dürfen einen höheren Kohle-Anteil als 25% am Unternehmensumsatz haben und müssen bis 2023 den Exit-Plan vorlegen.

Die neue Richtlinie (Frühjahr 2021) der Raiffeisen Bank int. wurde noch nicht veröffentlicht (Stand Juni 2021), sie wurde vage angekündigt, zB hier. Wir haben schriftlich bei den Konzernsprecher*innen nachgefragt, weil uns sehr viele Punkte unklar waren, wie sie in der Ankündigung gemeint waren. Hier eine Zusammenfassung:

  • Alle Kohlekonzerne (Energieerzeuger, Minenbetreiber, Händler- & Infrastrukturbetriebe) müssen bis Ende 2021 einen Plan vorlegen, wie sie bis 2030 aus der Kohle aussteigen. Können sie das nicht, erhalten sie keine weitere Finanzierung (Anleihen & Kredite).

  • Die Bank steigt bis 2030 komplett aus der Finanzierung von Kohleunternehmen aus.

  • Unsere Kritik:

    • Der Kohleausstieg muss früher geschehen als 2030.

      • Das ist möglich, die UniCredit (Bank Austria) steigt mit 2028 aus der Kohle aus.

    • Die Erste Group lässt den Kohlekonzernen unötig Zeit, wenn sie den Exit-Plan erst 2023 einfordert. Sie kann so einen Großteil der Konzerne weiterfinanzieren, da viele schon jetzt Kunden der Ersten Group sind.

    • Das verbleibende CO2-Budget wird nicht beachtet!

      • Es fehlt eine Begrenzung der jährlichen Kohleförderrate aus Minen oder der Gesamtstromproduktion.

      • Es gibt Konzerne wie zB Glencore, die 100 Mio Tonnen Kohle pro Jahr fördern und erst 2023 von der Ersten Group ausgeschlossen werden würden. Von der RBI würde er sicherlich ab 2022 ausgeschlossen werden, da es unwahrscheinlich ist, dass Glencore bis Ende 2021 einen Exitplan veröffentlicht.

      • Der Versicherungskonzern AXA führte 2021 ein solches Kriterium ein und versichert seit neuestem den Kohlekonzern RWE nicht mehr. AXA beschloss, dass sie keinen Konzern mehr versichern, der mehr als 20 Mio Tonnen Kohle pro Jahr fördert.

Kohlemine Jänschwalde, Deutschland | Betreiber LEAG, EPH - beschnitten, Bild von Jörg Peter Rademacher, PIXABAY

Details zu den Kohle-Policies:

Bei der Finanzrecherche arbeiten wir mit der NGO urgewald zusammen. Eine der führenden NGOs, wenn es um die Finanzierung von fossilen Brennstoffen geht. urgewald ist Mitherausgeberin der Fool's Gold-Berichte und der Global Coal Exit Liste. urgewald hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Versicherungskonzerne wie Allianz und AXA sich größtenteils aus dem Kohlegeschäft zurückziehen, oder auch, dass der Norwegian Government Pension Fund einen Großteil seines Vermögens aus der Kohleindustrie abgezogen hat. Im Februar kam die Finanzrecherche heraus, die die Banken hinter den 935 Kohlefirmen der Global Coal Exit Liste ans Licht brachte, darauf beruhen auch unsere Informationen. Mehr dazu auch in den FAQs

Von uns kommentierte Kohle Policies der beiden Banken, die bis zum Frühjahr 2021 gültig waren:

Details zu 2 Kohlekonzernen

EPH

EPH verfolgt eine aggressive Kohle Expansionsstrategie. Der tschechische Konzern kauft auf, was fortschrittlichere Kohleunternehmen loswerden möchten, egal ob in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Irland oder wo anders. Damit hält er solche Unternehmen davon ab ihre Kraftwerke/minen/etc. stillzulegen - beim Verkauf springt nun einmal Geld raus. So stellt sich der zweitgrößte CO2 Emittent und Kohlekraftwerksbetreiber Europas offensiv gegen das 1,5° Ziel. [4]

CEZ

Der tschechische Konzern CEZ ist mit sieben anderen Firmen für 50% aller Kohleemissionen in Europa verantwortlich, wie die Fools Gold Berichte zeigen. CEZ möchte gern bis 2040 in der Kohle bleiben.

Quellen:

Stand der Finanzdaten Februar 2021

[1] Kreditgeber der Coal Exit Liste
Auf der Liste werden 935 Unternehmen geführt, die maßgeblich zum Fortleben der Kohleindustrie beitragen.
Ein Unternehmen muss mind. eins der Webseite ersichtlichen Kriterien erfüllen, um auf die Liste zu kommen, wie z.B. jährliche Kohleproduktion von > 10 Mio Tonnen oder Kohlekraftwerkskapazität > 5 GW
-- RBI - https://coalexit.org/investments-bank-ct?name=Raiffeisen+Bank+International

-- Erste Group - https://coalexit.org/investments-bank-ct?name=Erste+Group

[2] Investoren der Global Global Coal Exit Liste

Banken halten eigene Anleihen oder Aktien von Unternehmen der Global Coal Exit Liste
-- RBI - https://coalexit.org/investments-investor?name=Raiffeisen+Bank+International

-- Erste Group - https://coalexit.org/investments-investor?name=Erste+Group