#ExitCoal

So laufen Gespräche mit Politiker*innen wirklich ab

von Klara Butz

Gespräche mit Politiker*innen: Leere Versprechen, fossile Lobby, Angst vor Veränderung, Verharmlosung

Wenn wir bei Fridays For Future nicht gerade auf der Straße starke Klimaschutzmaßnahmen einfordern, diskutieren wir persönlich mit Politiker*innen. Wie das abläuft? Heute nehme ich dich mit zu einem solchen Gespräch!

Kurz vorweg: Das ist ein fiktiver Termin, eine Art Zusammenschnitt unserer tatsächlichen Dialoge. Sagen wir, wir reden mit Pauli Politiker – er ist Spitzenpolitiker und hat in Österreich einiges zu sagen.

Hallo, hallo, danke, dass wir heute mit Ihnen sprechen dürfen. Wir stellen uns kurz alle vor. Mein Name ist Klara, ich studiere Meteorologie im Master, bei Fridays For Future kümmere ich mich hauptsächlich um politische Themen und unsere #ExitCoal-Banken-Kampagne. Michi, machst du gleich weiter?

Alle stellen sich vor, dann folgt eine lange Einleitung von Pauli Politiker. Neben seinem Werdegang schildert er uns seine Begeisterung für unser Engagement und erwähnt etliche Male, wie wichtig ihm Klimaschutz sei. Das verdeutlicht er mit irgendwelchen “nachhaltigen” Projekten, womit er vom eigentlichen Thema abschweift. Und, ganz selbstverständlich, bietet er uns das Du-Wort an. Immerhin ziehen wir ja am selben Strang.

Pauli sagt A, aber insgeheim denkt er sich wohl B, wenn man seine tatsächlichen Handlungen bedenkt. Es wird still. Wir sind wieder an der Reihe. Vielen Dank, das ist ja alles schön zu hören, wir haben da dennoch einige Fragen: Wieso lässt die Klimastrategie noch einige Jahre auf sich warten? Das Pariser Klimaabkommen sagt seit 2015, was zu tun ist. Als junge Generation machen wir uns große Sorgen um unsere Zukunft, trotzdem sehen wir nicht, dass entsprechend gehandelt wird.

Bla bla bla, wir tun eh viel, um das Klima zu schützen. Aber ihr müsst Einsicht haben, solche Änderungen brauchen Zeit und die Menschen müssen das auch wollen, sagt er.

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Sollen wir ihm die brandaktuellen Studien zur gesellschaftlichen Meinung beim Klimaschutz zeigen? Bekommen die überhaupt mit, was die Menschen wollen? Ich bin mir da nicht sicher. Wir verdeutlichen die Dringlichkeit, reden von CO2-Budgets und sagen, dass wir eben keine Zeit mehr haben. Lösungen für die Klimakrise sind herausfordernd, das ist uns bewusst. Viel herausfordernder werden jedoch die Zustände in einigen Jahren sein, wenn die Krise weiter mit diesem Tempo voranschreitet – zu viel Zeit ließ man tatenlos verstreichen.

Es gibt momentan so viel Geld für Klimaschutz wie noch nie zuvor, schaut euch die Recovery Funds der EU an, will Pauli uns überzeugen.

Die EU subventioniert fossile Brennstoffe trotzdem mit unglaublichen 137 Mrd Euro pro Jahr. Das ist unverhältnismäßig und keinesfalls im Einklang mit Paris.

Wir sind auf jeden Fall auf einem guten Weg, das haben wir auch euch zu verdanken. Bleibt weiterhin an den Themen dran, ich danke euch vielmals für eure Arbeit!

Ich verkneife mir ein Augenverdrehen. Unsere Arbeit wäre viel einfacher, wenn dieser Pauli Politiker nicht alles blockieren würde. Ein ehrliches Eingeständnis, dass das Pariser Klimaabkommen aufgegeben wurde, wäre uns lieber als diese falsche Dankbarkeit. Aber der Termin neigt sich dem Ende zu. Danke für das Gespräch. Wir werden Sie allerdings an Ihren Taten messen.

… Und nach unserem Termin muss Pauli ganz schnell weg, denn er hat heute noch drei Termine mit der Raiffeisenbank. Ob er denen wohl auch das Du-Wort anbietet? Na zumindest gibts dort immer belegte Brötchen. Da mag man sich natürlich nicht verspäten.

Ich arbeite an einem Wandel im Bankensektor, in der Politik und auf Hochschulen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.

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