Statement von Fridays For Future und ihren Allianzen zum 5. Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens.
Am 12. Dezember 2015 haben sich 196 Staaten, darunter Österreich, im Übereinkommen von Paris das Ziel gesetzt, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu halten und alle Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg auf nur 1,5°C zu begrenzen. Das Einhalten dieser Werte wird von der Wissenschaft als die Grundvoraussetzung angesehen, um eine unkontrollierbare Klimakrise zu verhindern [1].
Geschehen ist in diesen 1827 Tagen seit der Unterzeichnung jedoch viel zu wenig. Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen [2] dokumentiert, dass die vergangenen 5 Jahre seit der Unterzeichnung des Abkommens die heißesten seit Beginn der Temperaturmessungen waren. Die globale Durchschnittstemperatur lag in diesem Zeitraum bereits um 1,1°C über den vorindustriellen Temperaturen, verursacht hauptsächlich durch die Emissionen der letzten 30 Jahre.
Die Klimaforschung beschreibt Kipppunkte [3], die ab einer Erwärmung von 1,5°C, durch kleine zusätzliche Veränderungen getriggert werden. Den Berechnungen nach führt die Erreichung dieser Kipppunkte zu irreversiblen Folgen und damit zu einer nicht mehr zu begrenzenden Klimaerwärmung. Dieses Szenario ist nicht verhandel- oder aufschiebbar, seine Vermeidung erfordert Handeln - und zwar jetzt sofort und nicht irgendwann in der Zukunft!
Als eines der reichsten und politisch stabilsten Länder der Erde hat Österreich nicht nur eine besondere Verantwortung, einen adäquaten Beitrag zur vereinbarten Stabilisierung des Weltklimas zu leisten, sondern auch ungleich mehr Möglichkeiten, dies in wirtschaftlich und sozial verträglicher Weise zu tun. Umso schmerzlicher und unverständlicher ist es, dass Österreich laut Klimaschutzindex [4,5] im unteren, schlecht bewerteten Teil aufscheint, Tendenz negativ. Österreich ist also seinen vertraglichen Verpflichtungen ungenügend nachgekommen.
Uns Bürger*innen ist bewusst, dass Klimaschutz nicht zum Null-Tarif zu haben ist. Wir verstehen, dass eine ganzheitliche, zukunftsorientierte Transformation unserer Lebens- und Wirtschaftsweise notwendig ist, um das Überleben zukünftiger Generationen zu sichern. Dafür braucht es Mut, Offenheit und Solidarität, neue Wege zu beschreiten. Wagen wir es diesen Weg zu gehen, werden wir alle gewinnen: Eine gesündere Umwelt schafft uns mehr Lebensqualität, Gesundheit, Wohlbefinden und existenzielle Sicherheit.
Heute behaupten nur mehr Wirtschaftslobbyist*innen, die Ökologisierung von Wirtschaft und Landwirtschaft sei nicht zumutbar, weil sie mit Verlusten verbunden sind. Doch von den Konzernen und Firmen kommen, spät aber doch, erste positive Signale [6-11]. Auch sie sehen nun die Notwendigkeit zur Veränderung der Wirtschaftswelt.
Es stimmt: Jetzt handeln kostet uns Geld. Jetzt nicht handeln bedeutet, ein Vielfaches dieser finanziellen Last unseren Kindern und Kindeskindern aufzubürden. Ganz zu schweigen davon, dass wir ihnen eine zerstörte Welt hinterlassen. Das können wir nicht verantworten!
Die Zeit drängt, denn die globale Klimabilanz lässt uns nur noch wenige Jahre, um die Versäumnisse vergangener Jahrzehnte wettzumachen. Wir benötigen keine weiteren Pläne und Ziele, die nicht erreicht werden, sondern konsequentes Handeln.
Als verantwortungsvolle Bürger*innen können und werden wir nicht akzeptieren, dass Österreich seinen vertraglichen Verpflichtungen, viel mehr noch seiner Verantwortung für unser aller Zukunft, nicht genügend nachkommt.
Aktiver Klimaschutz erfordert die gezielte Förderung von Forschung und Technologie-entwicklung im Umfeld erneuerbarer Energien, Mobilität, Stadtplanung, Gebäudesanierung, nachhaltiger Landwirtschaft. Damit verbunden ist der Aufbau einer nachhaltigen Kreislauf-wirtschaft. Die Techniker*innen, die Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler*innen haben unzählige tragfähige Konzepte zur Transformation unserer Welt erarbeitet - an Lösungsansätzen mangelt es also nicht.
Für die Politik gibt es nun keine Ausreden mehr.
Wir, Fridays For Future und ihre Allianzen, fordern die Bundesregierung daher auf, jetzt verantwortungsbewusst zu handeln. Rasche, gezielte und effiziente Maßnahmen sind gefordert. Nur so können wir die auch für Österreich verbindlichen Vertragsbedingungen im Pariser Klimavertrag erfüllen. Nur so schaffen wir es, den Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen und damit unseren Nachkommen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.
Statements der Allianzen von Fridays For Future
Artists For Future
Unserem Motto „Klimagerechtigkeit fordern, Klimaverantwortung leben“ gemäß, rufen die Artists for Future Austria die politischen Entscheidungsträger*innen Österreichs und der EU auf, unverzüglich wirksame Maßnahmen gegen die Erderhitzung zu setzen. Nach 1.827 Tagen nahezu Untätigkeit muss JETZT radikal gehandelt werden, damit das ratifizierte Parisabkommen maßgeblich CO2-senkend wirksam wird. Das Ziel muss sein, Treibhausgasemissionen bis 2030 um 80% zu reduzieren! Gleichzeitig ermutigen wir Künstler*innen in Österreich, ihren Teil zur Erreichung der Klimaziele beizutragen – in ihrer kreativen Arbeit und künstlerischen Produktion, ihrer Mobilität, ihrem Lebensstil.
Austria Guides For Future
Wir Austria Guides For Future®, ein selbstorganisierter Verein aus staatlich geprüften FremdenführerInnen, wollen der fortschreitenden Erderwärmung nicht tatenlos zusehen. Vielmehr nutzen wir unsere vermittelnde Tätigkeit, um die Bevölkerung durch unsere kreativen, klimafreundlichen Touren für die Wichtigkeit des Klima- und Umweltschutzes zu sensibilisieren: auf globaler wie lokaler Ebene und in ihrem eigenen Lebensumfeld. Wir sehen die Bundesregierung in der Pflicht, mehr finanzielle Mittel für die Begrünung der Städte, für energieeffiziente Technologien und für den öffentlichen Verkehr und weitere Formen der sanften Mobilität zur Verfügung zu stellen.
Build For Future
Build For Future zeigt auf, welchen Beitrag bedachter Umgang mit unserem Lebensraum für das Klima leisten kann und verstärkt leisten muss. Der Planungs- und Bausektor ist eine Schlüsseldisziplin im sozial gerechten, nachhaltigen Klimaschutz und in der Anpassung an die Klimakrise. Deswegen fordern wir eine Planungs-/Baukultur und -politik, welche die Erreichung des 1,5°C-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens sichert. #FightFor1Point5
Climbers For Future
In den nächsten 10 Jahren werden die Gletscher aus den österreichischen Alpen aufgrund der Klimaerhitzung nahezu gänzlich verschwunden sein. Der Verein “Climbers for Future” bietet allen natur- und bergbegeisterten Menschen ein Dach, Strategien auszutauschen / zu entwickeln, die unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering halten und unser Leben möglichst klimaschonend gestalten. Nachdem wir wissen, dass der individuelle Verzicht oder die persönliche Veränderung wichtig ist, aber die notwendigen Veränderungen nur auf einer politischen Ebene möglich sind, werden wir unseren Druck auf die Politik stetig erhöhen. Wir fordern von der österreichischen und europäischen Politik die Einhaltung der vertragliche zugesicherten 1,5°- Grenze für uns und unsere nachfolgenden Generationen.
Coaches For Future
Als Berater*innen ist es unser Beruf, Menschen dabei zu unterstützen, wie sie eigenverantwortlich und selbstermächtigt ihre Lebensumwelt gestalten. Aber wie sollen sie das tun, wenn gerade viel größere Kräfte diese Welt verheizen? Hier ist es unsere Verantwortung, zu intervenieren und zu sagen: „Stopp: Hier wird euer individueller Handlungsspielraum durch die Einengung der Rahmenbedingungen irreversibel geschädigt.“ An dieser Stelle werden wir Berater*innen zu Akteur*innen, die sich der Verantwortung zur Gestaltung der Welt nicht mehr entziehen können und sollen. Die Menschheit hat für diese Rahmenbedingungen ein Sozialsystem gebaut, das wir Demokratie nennen. Die von uns gewählten Vertretungen sind verantwortlich, diese Rahmenbedingungen zu gestalten, wissend, dass nicht sie, sondern wir alle die Folgen tragen.
Doctors For Future & ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt
Gesundheit ist nicht verhandelbar! Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es ganz vordringlich um unsere aller globale Gesundheit. Wer jetzt nicht handelt, handelt grob fahrlässig!
Entrepreneurs For Future
Als Unternehmer*innen sind wir es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Gerade, wenn es um Umwelt und Klimawandel geht, ist unser Verantwortungsbewusstsein besonders gefragt. Es gilt nun endlich, diese vermeintliche Schere zwischen erfolgreichem Wirtschaften und Klimaschutz zu überwinden. Die Wirtschaft kann und muss mit innovativen Produkten, Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen einen schnelleren Klimaschutz voranbringen.
Denn: „There is no Wirtschaftsstandort on a dead planet”.
Farmers for Future
In der Landwirtschaft spüren wir unmittelbar die Auswirkungen der Klimakrise, etwa von Dürre, extremen Niederschlägen, Schädlingsbefall, Bodenverlust, gestörten Wasserkreisläufen und Artensterben. Daher braucht es jetzt eine Politik, die eine klimapositive Landwirtschaft, Bodenschutz und Ernährungssouveränität fördert. Handeln auch Sie und setzen Sie sich jetzt für eine klimagerechte Agrar- und Handelspolitik ein.
Grandparents For Future
Unsere Generation hat durch ihr Handeln und auch durch ihr Nichthandeln die Veränderungen herbeigeführt, die den Klimawandel verursachen. Wir haben nicht rechtzeitig erkannt, was wir bewirkt und was wir versäumt haben. Wir waren viel zu lange Zuschauer auf der Bühne des Weltgeschehens, haben uns nicht betroffen gefühlt und waren der Überzeugung, dass alles nicht so schlimm kommen werde.
Es musste eine Initiative der Jugend kommen, um uns wach zu rütteln. Dadurch wurden uns die Augen geöffnet. Wir haben erkannt, dass es umfassender und über alle Grenzen hinweggehender Anstrengungen bedarf, um die Weichen für die Zukunft unseres Planeten in die richtige Richtung zu stellen.
Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und kämpfen – zusammen mit den Allianzen von Fridays For Future – für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.
Museums For Future
Museen sind offene Bildungs- und Forschungseinrichtungen im Dienste der Gesellschaft. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind zentrale Bestandteile der internationalen Museums-Definition. Wir von „Museums For Future” nehmen unsere Verantwortung wahr, das kulturelle und ökologische Erbe für zukünftige Generationen zu bewahren, und eine klimagerechte Zukunft aktiv mitzugestalten. Daher unterstützen wir das vorliegende Statement und fordern die politischen Entscheidungsträger*innen dazu auf, Österreich zum Vorreiterland in Sachen Klimaschutz zu machen und jetzt innovative, zukunftsorientierte Taten sprechen zu lassen.
Parents For Future
Uns bewegt die Liebe zu unseren Kindern und die Sorge um ihre Zukunft. Als Eltern verstehen wir nur zu gut, worum es Fridays For Future geht – ein lebenswertes Klima und eine intakte Natur sind Grundvoraussetzung für ein gesundes und erfülltes Leben. Genau diese Grundlage wollen wir allen jetzt lebenden Kindern und auch zukünftigen Generationen ermöglichen. Konfrontiert mit der eskalierenden Klimakrise und dem bedrohlichen Artensterben fordern wir die dringend nötige tiefgreifende Transformation unserer Lebens- und Produktionsweise von Politik und Wirtschaft. Für uns bedeutet Klimagerechtigkeit einen großen Schritt hin zum guten Leben für Alle.
Psychologists For Future
Wir alle haben ein Recht auf psychische Gesundheit (Art. 25 Declaration of Human Rights, Art. 12 International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights). Dieses Recht wird durch die Klimakrise jedoch stark bedroht. Der Zustand der Umwelt wirkt sich auf komplexe Weise auf unser Erleben, Verhalten und die Gesundheit aus. Naturkatastrophen, Extremwetterereignisse und Verlust der gewohnten Lebensumgebung stellen eine hohe psychische und körperliche Belastung für den Menschen dar. Die erlebte und wahrgenommene Bedrohung durch die Klimakrise kann zu zu intensiven, als überwältigend erlebten Gefühlen führen, die in Handlungsunfähigkeit und psychischen Störungen resultieren können.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen unterstreichen wir daher nachdrücklich die Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung nach einem schnellen und konsequenten Handeln und einem grundsätzlichen klimapolitischen und gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Die Ziele des Pariser Abkommens müssen eingehalten werden.
Religions For Future - Umweltbeauftragte der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs
Die katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten erinnern zum 5. Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens an unser aller Verantwortung! Wir müssen uns kräftig anstrengen, um die Klimaziele zu erreichen und so eine lebenswerte Welt heute und auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Es braucht die politisch Verantwortlichen, die den klimafreundlichen Rahmen vorgeben müssen, es braucht Pionierinnen und Pioniere wie die FFF und die Wissenschaft für die richtigen Umsetzungsschritte und es braucht jede/n Einzelne/n, die/der hier mitmacht und umsetzt. Es reicht nicht, über die Klimakrise zu reden, die Zeit des Handelns und Gegensteuerns ist längst gekommen. Auch in der katholischen und evangelischen Kirche wird aktiv an Umsetzungsschritten gearbeitet: z.B. im Bereich der Energie, der schöpfungsfreundlichen Pfarrfeste oder der Beschaffungsordnung.
Scientists For Future
Wir als Scientists for Future Austria werden nicht müde zu betonen, dass die wissenschaftlichen Fakten zur Klimakrise die Forderungen der Fridays For Future stützen. Es herrscht bereits seit einigen Jahrzehnten ein breiter wissenschaftlicher Konsens zu den Ursachen und Konsequenzen des menschengemachten Klimawandels. Das 1,5°C Ziel ist aus naturwissenschaftlicher Sicht aber immer noch einhaltbar, wenn auch die Wahrscheinlichkeit dafür mit jedem weiteren Jahr steigender THG-Emissionen sinkt. Wissenschaftler_innen der Scientists for Future Austria, dem Climate Change Centre Austria und dem UniNEtZ Projekt arbeiten deshalb gerade an einer gemeinsamen Stellungnahme im Zuge des 5-jährigen Jubiläums des Pariser Klimaabkommens, die am 09.12.2020 öffentlich präsentiert werden soll.
Teachers For Future
Wir stecken bereits mitten in der Klimakrise. Veränderungen in unserem Lebenswandel sind nicht nur notwendig, sondern in vielerlei Hinsicht unabwendbar. Die Schule muss die Aufgabe wahrnehmen, Kinder und Jugendliche auf Veränderungen vorzubereiten, Althergebrachtes kritisch zu hinterfragen und Offenheit für neue Lebensentwürfe aktiv zu fördern. Unterricht in allen Gegenständen bzw. Wirken in der Schule muss auf klimagerechte Lebensweisen abzielen. Eine Ökologisierung des Schulalltag in allen Bereichen ist dringend erforderlich, um einer Vorbildwirkung gerecht zu werden. Wir fordern die Politik auf endlich zu handeln, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereit zu stellen
Workers For Future
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind bei der Umstellung auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft besonders betroffen. Schon jetzt merken Arbeiter*innen in der Baubranche, dass die Sommerhitze immer unerträglicher wird. Menschen in diversen Branchen fürchten um ihre Jobs. Aber Klimaschutz und Arbeitsplatzschutz sind kein Widerspruch! Die nötige Transformation bietet Chancen, die wir nutzen müssen. Es ist Aufgabe der Regierung sowie der Sozialpartner, dafür zu sorgen, dass uns der Umstieg sozial gerecht gelingt, denn Klimagerechtigkeit geht nur mit sozialer Gerechtigkeit. Seit Corona wissen wir, dass der Staat entschlossen handeln kann, wenn er sich entscheidet. Und wie bei Corona gilt: Wer zu spät handelt, verliert.

Referenzen
[1] https://klima-der-gerechtigkeit.de/2019/01/16/hohe-erwartungen-grosse-enttaeuschung-die-un-klimakonferenz-von-katowice-cop-24/
[2] United in Science 2020 https://public.wmo.int/en/resources/united_in_science
[3] https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente